Zeitgeist
In Claras Zeiten
Im Zeitalter der Entdeckungen und des politischen Aufbruchs gab es in Deutschland eine Vielzahl von Territorialstaaten. Um 1535 war ein Kern protestantischer Länder und Städte erkennbar. Er umfasste u. a. das Heimatland Luthers, das Kurfürstentum Sachsen sowie die Landgrafschaften Hessen, das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg und einige oberdeutsche Reichsstädte. Dazu zählte auch für 10 Jahre das Herzogtum Gifhorn. Die Zentralgewalt des Kaisers war schwach, so dass es auch eine unsichere Zeit war.
Wir begeben uns auf Zeitenreise vom Mittelalter in die Neuzeit. Clara ist ein Kind der Reformation, die große Veränderungen bringt. Eine Schlüsselrolle kommt ihrem Mann Herzog Franz zu, der für die Errungenschaften mit dem Schwert kämpft. Als Jugendlicher erhält Franz am Hof von Sachsen eine standesgemäße Ausbildung. Er studiert an der Universität Wittenberg, an der Martin Luther lehrt, und schließt sich später dem Schmalkaldischen Bund protestantischer Fürsten und Städte gegen die Religionspolitik des katholischen Kaisers Karl V. an. Franz genießt die Annehmlichkeiten des höfischen Lebens in vollen Zügen. Später in Gifhorn versucht er, einiges für seine Hofhaltung zu übernehmen. Zu seinem Personal zählen neben dem Kanzler auch ein Hofnarr und ein Organist. Er frönt weiter ritterlichen Turnieren und Jagden, während Clara ihren Pflichten nachkommt und sich fürsorglich um ihre Untertanen kümmert.
Adelige Zeit – für Bündnisse der Macht
Fürstliche Familienbindungen dienen der Sicherung und Erweiterung der Herrschaft. Die Erziehung der Mädchen ist eine Vorbereitung auf die Ehe. Das Ideal der adeligen Frauen sieht – neben den Forderungen nach Schamhaftigkeit, Züchtigkeit und Frömmigkeit – den Erwerb von Sprachkenntnissen sowie die Beherrschung von Musikinstrumenten und Gesangsunterricht vor. Dazu gibt es „schöne Arbeiten“ wie Sticken und Malen. Bildung und Erziehung erfolgen nicht nur in der Familie, sondern wie bei Clara im Stift oder bereits am Hof des künftigen Ehegatten. Dort sichert eine Frauenzimmerordnung den christlichen und moralischen Lebenswandel. Witwen übernehmen oft die Rolle der Vermittlerin in Herrschaftskreisen und erhalten einen standesgemäßen Unterhalt.
Reformation – Zeit der Erneuerung
Kurz nachdem Martin Luther 1517 seine Thesen verbreitet hat, wird Clara geboren. Menschen entdecken neue Länder, Kontinente und Gestirne. Schießpulver und Buchdruck werden erfunden. Mehr Menschen bekommen Zugang zum geschriebenen Wort. Im Mittelpunkt des Bildungsideals steht der humanistische Gedanke der Entfaltung der menschlichen Persönlichkeit auf sittlich-moralischer Grundlage und der „Freiheit des Christenmenschen“. In diesem Zeitalter der Entdeckungen und des politischen Aufbruchs gibt es in Deutschland eine Vielzahl von Territorialstaaten. Um 1535 ist ein Kern protestantischer Länder und Städte erkennbar. Dazu zählt für 10 Jahre das Herzogtum Gifhorn.
Bier- und Weinzeit
Aufgrund der häufig schlechten Wasserqualität konsumiert die Bevölkerung ein obergäriges, braunes Bier. Selbst Kinder bekommen es zu trinken, da es weitgehend keimfrei ist. Auch als „flüssiges Brot“ ist es von Bedeutung. Ein aus dem Mittelalter überkommenes Recht ist die „Kruggerechtigkeit“. Im Jahre 1540 erlaubt Herzog Franz den Krügern bzw. Gastwirten des Amtes Gifhorn, ihr Bier nach freier Wahl zu beziehen. In Gifhorn und später Fallersleben übernimmt Clara das Bierbrauen, das sie in ihrer Zeit im Augustinerinnenstift gelernt hat. Sie versteht ein Kräuterbier herzustellen, das auch medizinische Wirkung hat.
Begünstigt durch die mittelalterliche Warmzeit kann an der Aller zeitweise Wein angebaut werden. Er wird vornehmlich von wohlhabenden Bürgern getrunken und dient auch medizinischen Zwecken. Da der Wein häufig sehr sauer ist, wird er mit Kräutern und Honig versetzt. Als mit der Reformation den Abendmahlgästen Brot und Wein gereicht wird, ist dieser ausreichend vorhanden.
Geistliche Unterstützung
Clara beschäftigt an ihrem Hof vier Hofprediger, bei denen sie Halt und Unterstützung findet. Einer der bekanntesten ist Johannes Schellhammer (1540 – 1620). Er wirkt von 1570 bis zu Claras Tod in Fallersleben.
In Fallersleben und Gifhorn sind Superintendenten tätig. Diese überprüfen die Amtsführung der Geistlichen und den Zustand der Gemeinden. Auch das Schulwesen unterliegt der kirchlichen Aufsicht. Religiöse Erziehung steht im Mittelpunkt.
Mode
Die Mode der Renaissance und Reformation in Deutschland war relativ schlicht. In der Frauenmode bildeten Hemd und Kleid eine modische Einheit. Die Kleiderärmel reichten oft bis über die Finger. Adelige Frauen trugen dazu aufwendigen Schmuck, reichlich verzierte Kleidungsstücke und exklusive Kopfbedeckungen. Daneben gehörten kostbare Stoffe wie Samt und Brokat zu einer vornehmen Kleidung.